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Der Gott-Komplex

Folgendes Video mit deutschem Untertitel zeigt einen der interessantesten Vorträge, die ich je gesehen habe. Tim Harford erklärt, warum Trial & Error (also Versuch und Irrtum) häufig die einzige Lösung für ein Problem darstellt. Und wie der Gott-Komplex (einiger Wissenschaftler) im Widerspruch dazu steht.

In meiner Geschichte bin ich auch immer wieder mit dem Gott-Komplex konfrontiert worden: Sobald man in einem Team an einem gemeinsamen Ziel gearbeitet hat, heißt es, dass Teamwork, Kommunikation, Verantwortungsbereiche und Zusammenarbeit das wichtigste wäre. Immer wird einem das eingetrichtert!
Aber die wirkliche Lehre aus meinen vergangenen Projekte – egal, ob Open-Air-Veranstaltungen, Schul- oder Softwareprojekt – ist: Vertraue niemanden! Kontrolliere die anderen! Mach es am besten selber.

Gruppenarbeit & Teamwork
[via endlessorigami]

Und warum ist das so? Wegen dem Gott-Komplex! Da sitzen irgendwelche Theoretiker zum Thema „Projektmanagement“ zusammen und denken über das optimale Management eines Projektes nach. Und natürlich kommen sie in ihrem theoretischen Gedankenspiel darauf, dass man eine gewisse Vorplanung machen sollte: Aufgaben identifizieren, Aufgaben- und Verantwortungsbereiche festlegen, Abhängigkeiten erkennen, usw. usf. Die eigentliche Umsetzung wird dann zum Kinderspiel.

Und ja: Sie haben Recht – Planung ist wichtig. Aber dann stellt man bei der Umsetzung plötzlich fest, dass es doch nicht so geht, dass ein Kollege krank ist, ein anderer deutlich mehr Zeit benötigt und die nötigen Werkzeuge vergessen wurden. Und schon sind die Voraussetzung des theoretischen Gedankenspiels verletzt und ein Großteil der Vorplanung war für die Katz. Planung ist halt nur dann sinnvoll, wenn man überhaupt planen kann. Aber selbst ein Projekt ist in der Regel so komplex, dass Planungen nur unter gewissen Voraussetzungen möglich sind und man mit Trial & Error weiter kommen würde.

Alte Bilder – neu fotografiert

Irina Werning, Fotografin aus Buenos Aires, liebt alte Fotos. Bei ihrem Projekt „Back to the Future“ stellt sie Fotos nach, die vor zig Jahren aufgenommen wurden. Sie fasziniert daran vor allem, wie die Menschen in ihrem Retro-Look heute aussehen und wie sie sich dabei fühlen das Foto nach zustellen.

Wohl jeder hat aus seiner Kindheit ähnliche Motive:

In der Badewanne

Zu grosser Schuh

Skateboard

Zigaretten

Am Strand

Weitere Bilder gibt es auf Irina Wernings Internetseite. Sehr lustig und schön gemacht.

Auch wenn es von mir sehr viele Fotos aus der Kindheit gibt, fällt mir ein anderes Foto ein, welches unbedingt mal so professionell nachgestellt werden müsste. Es zeigt meine Mutter mit ihren 8 Geschwistern – u.a. hat die älteste Tante meinen jüngsten Onkel auf dem Schoß – es wurde irgendwann in den 60ern aufgenommen.
Zwar wurde es Jahrzehnte später auf einer Hochzeit grob nachgestellt, es ist aber weit von der Qualität der oben gezeigten Fotos entfernt..

[via bleubird]

Supergau Stuttgart 21 #S21

Ich muss gestehen, dass ich keine wirkliche Meinung zum Projekt „Stuttgart 21“ hatte. Es schien mir so als sei es mal wieder „in“ gegen etwas zu sein und diesmal war es eben das Bahnprojekt Stuttgart 21. Nachdem ich aber diesen Artikel von spiegelfechter gelesen habe, wurde mir erst bewusst, um was es bei dem Protest in Wirklichkeit geht:

  • Infrastuktur (durch den Wegfall von Gleisen ist ein Verkehrschaos auf den Schienen in Stuttgart (sowohl im Nah- wie auch Fernverkehr) vorprogrammiert)
  • Sicherheit (in den bislang vorgelegten Tunnel-Konzepten fehlen Oberleitungen/Signalanlagen, so dass davon auszugehen ist, dass die Tunnel größer als bislang veranschlagt werden müssen (zusätzliche Kosten); zudem eignet sich der Baugrund nicht für einen derartigen Tunnel)
  • Kosten
  • Das Schwaben-Kartell (auch in Stuttgart werden Aufträge an „der Politik nahestehende“ Firmen vergeben)
  • Stadtentwicklung (die freiwerdenden Flächen (ehemals Gleise) in bester Citylage wurden bereits verkauft (an wen ist unklar))

Der Artikel von spiegelfechter ist sehr lesenswert.

Dass der Protest im Schlossgarten am 01.10. so eskaliert ist, lag wohl an der Polizei. Die angeblichen Pflastersteine, die auf die Polizisten geschmissen wurden, entpuppten sich als Kastanien. Zudem wird gemutmaßt, dass gefilmte Demonstranten die gegen die Polizei Pfefferspray einsetzten, in Wirklichkeit Polizisten waren, die eine solche Szene als spätere Rechtfertigung für ihr hartes Vorgehen aufnahmen.

Neben der Titanic und der heute show reagierte auch extra 3 mit dem goldenen Schlagstock auf diesen Polizeieinsatz:
[youtube TZRaVVXAi6o]

Ebenfalls sehr großes Kino, dass die baden-württembergische Regierung dazu übergegangen ist, Schulleiter aufzufordern, die Kollegen zu verpfeifen, welche an der Demo gegen Stuttgart 21 teilgenommen haben.

Das wirft alles kein großartiges Licht, auf die Demokratie hierzulande: Von irgendwelchen Firmen, die auf dem Rücken der Steuerzahler milliardenteure Mammutprojekte durchdrücken, über Polizisten, die auf Schüler und Rentner losgehen bis hin zu einer Regierung, die zur Denunziation auffordert.