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Das Spiel mit der Angst

Du bist Terrorist“ hat bei den Webvideotagen in der Kategorie „Animation“ den Jury und Publikumspreis gewonnen. Zeit sich der Thematik und dem Video auch auf Freakcommander zu widmen:

Al Qaida oder besser: die instrumentalisierte Angst vor Al Qaida macht möglich, wovon die Stasi nur träumen konnte. Sämtliche Verbindungen (Internet, Handy, Telefon) werden gespeichert – Vorratsdatenspeicherung nennt sich das. Welch eine Form der Überwachung damit ermöglicht wird, zeigt diese Seite der Zeit. Malte Spitz von den Grünen hat seine Vorratsdaten von der Telekom eingeklagt und sie der Zeit zur Verfügung gestellt. Neben öffentlich verfügbaren Informationen aus seinem Blog und Twitter-Account ergibt sich so eine Karte mit sämtlichen Aktivitäten der letzten 6 Monate – der Bürger ist endgültig gläsern geworden. Der Überwachungsstaat wird somit immer realer.

Die Logik der Vorratsdatenspeicherung erschließt sich einem nicht: Nehmen wir an, ein Al Qaida-Selbstmörder will ein Anschlag in Deutschland durchführen. Verhindern diese Daten solche Attacken? Nein! Was bringt die spätere Aufklärung solch einer Tat mit diesen Daten? Nichts. Oder glaubt ihr, die Komplizen bleiben schön in Deutschland und warten bis die Polizei die Vorratsdaten ausgewertet hat? Wohl kaum. Verbrechen kann man nicht verhindern!

Außerdem wäre da noch die Frage, ob von Al Qaida bei den bisher 0 (in Worten: null) Anschlägen in Deutschland wirklich eine derartige Bedrohung ausgeht, wie die Politik das immer wieder darstellt:

  • Terror-Warnstufe: hoch
  • Terror-Warnstufe: sehr hoch
  • Terror-Warnstufe: noch höher…

Und dann sind die Hinweise des Al Qaida-Insider, die zur Sperrung des Bundestags und den Polizisten mit Maschinenpistolen auf Bahnhöfen geführt haben, nur gefaket.  Wie Volker Pispers in seinem Bühnenprogramm es so schön auf den Punkt bringt:

9000 Tote jährlich durch Passivrauchen in Deutschland. Täglich 43 Tote durch Ärztepfusch. Da muss ein Al Qaida-Kämpfer lange für stricken. Beim Alkohol ist alleine Paulaner erfolgreicher als Al Quaida.

Die künstlich gepushte Angst vor Al Qaida wird von der Politik genutzt, um dem Bürger Freiheiten zu nehmen, Gesetze durchzudrücken und abzulenken. Dieses Spiel hat die Bush-Regierung geradezu perfektioniert und ist endgültig in Deutschland angekommen. Gratulation!

Und jetzt stell dir mal vor, was Diktatoren wie Gaddafi oder Mubarak mit solchen Daten in ihrem Land anfangen würden? Richtig, diese pösen, protestierenden Terroristen verfolgen.. Super…!

Gefallene Soldaten aus Seedorf

Als ich heute morgen erstmals die Meldung im Radio gehört hatte, war ich wirklich geschockt. Natürlich kommt es vor, dass Soldaten in ihren Einsätzen fallen, natürlich kommt es vor, dass auch deutsche Soldaten in Kampfeinsätzen fallen und natürlich kann es auch vorkommen, dass Soldaten, die im Landkreis Rotenburg stationiert sind im Afghanistan-Krieg fallen. Aber was mich erschüttert, ist, wie damit umgegangen wird. Klar, Politiker sind erschüttert und trauern. Dennoch hat es in der deutschen Politik eine ganz langsame, aber stetige Entwicklung dahin gegeben, die Bundeswehr in internationalen Krisengebieten einzusetzen. Das fing mit dem Kosovo-Einsatz an und findet ihren aktuellen Höhepunkt im Afghanistan-Einsatz.

Auf mich macht die deutsche Politik den Eindruck als würde man über die möglichen Folgen für die Soldaten überhaupt nicht mehr nachdenken. Stattdessen sieht man deutsche Soldaten rund um die Erde verteilt, die angeblich am Hindukusch oder irgendwo am Kap der guten Hoffnung ihr Leben für deutsche Interessen riskieren. Natürlich ist das ihr Job, natürlich wissen sie vom Risiko, aber ist der Einsatz wirklich im Interesse der Deutschen? Wollen wir, dass junge Menschen, die ihr Leben eigentlich noch vor sich haben, sterben? Oder psychisch labil wieder in die Heimat zurückkehren, weil sie mit den Bildern, die sie dort gesehen haben, nicht zurecht kommen? Wollen wir, dass Angehörige, Frauen, Kinder, Eltern, Geschwister und Freunde zurück bleiben? Also wenn ich nur mal ganz rational das gegenüberstelle, was durch solche Militäreinsätze gewonnen und verloren wird, bin ich ganz klar gegen diese Einsätze. Und wenn ich mich dann noch an das berühmte Zitat des Friedensnobelpreisträgers Willy Brandt erinnere

Von deutschem Boden darf nie wieder Krieg ausgehen.

sehe ich diesen Grundsatz deutscher Politik schon jetzt zunehmend verwässert und verletzt.

Leider sieht sich Deutschland mehr und mehr in der Rolle der Weltpolizei. Dass die Polizei aber immer erst gerufen wird, wenn schon etwas Schlimmes passiert ist, wird gerne vergessen.

Würde man sich präventiv am wirtschaftlichen Aufbau der Krisengebiete beteiligen, wäre solch ein unblutiger Einsatz sicherlich erfolgversprechender als dann einzuschreiten, wenn es schon zu spät ist.

Krieg und Gewalt lösen keine Probleme. Sie erschaffen neue!

Frohe Ostern wünscht
der Freakcommander