Neulich waren wir Paintball spielen und es war eine interessante Erfahrung. Man schießt mit Farbkugeln, die aufplatzen, wenn man getroffen wird – man bekommt tolle Blutergüsse davon. Das Gewehr heißt nicht Gewehr, sondern Markierer – wie als wenn man Büroarbeit zu erledigen hätte. Die Halle, in der wir „gespielt“ haben, hatte einen coolen Eingangsbereich mit jungen Leuten, die die Musik laut aufgerissen haben. Die Spieler vor uns sahen verdammt professionell aus: Masken, Schusswesten und Kapuzen.
Es gab zwei Gruppen. Eine Gruppe stand auf der einen Seite der Halle, die andere auf der anderen. Dazwischen aufgepumpte Hindernisse und Deckungen. Eine Frauen-Computer-Stimme zählte einen Counter herunter. 3… 2… 1… und dann ging’s los. Die Farbkugeln flogen durch die Halle, einige platzten, andere fielen nach ihrem Aufschlag einfach zu Boden. Wenn jemand getroffen wurde, hob er/sie seine/ihre Hand und war aus dem Spiel.
In diesem Moment hatte ich bereits die Lust auf das Paintball verloren, denn für mich war es wie Krieg nur im spielerischen Kontext. Klar, auch ich habe früher Cowboy und Indianer gespielt, aber Paintball ist um einiges näher dran. Ich bin halt doch ein sehr überzeugter Zivildienstleistender gewesen.
Beim ersten Paintball-Spiel hatte ich ein wirklich mulmiges Gefühl. Schließlich wusste man nicht, wie doll die Kugeln weh tun. Man wusste nicht, wie sich das Spiel entwickeln wird. Halten sich die anderen daran, dass man aus dem Spiel ist, wenn man die Hand hebt oder schießen markieren sie dich einfach weiter. Gleich im ersten Spiel bekam ich eine Kugel direkt auf den Finger – laut Paintball-Instructor einer der schmerzhaftesten Treffer.
Die Spiele waren für mich immer sehr schnell zu Ende. Kaum war ich zur ersten Deckung gerannt, bekam ich einen Treffer: Arm, Oberschenkel, direkt auf der Schutzmaske, Finger und Rücken. Ganz großes Kino ist es auch, wenn dich eine ganze Salve erwischt. Du bist getroffen, hebst den Arm und begibst dich aus der Deckung, wirst aber weiter getroffen, weil der Schütze einfach mal auf Verdacht 50 Kugeln in deine Richtung abgefeuert hat.
Der wohl mit Abstand gemeinste Treffer beim Paintball ist der auf die Maske direkt vor deinem Mund. Da Paintball extrem anstrengend ist (in der Maske bekommt man natürlich auch kaum Luft), ist man die ganze Zeit am Keuchen. Vor dem Mund befinden sich Schlitze in der Maske und dadurch gelangt die Farbe der geplatzten Kugel direkt in deinen offenen Mund.. Und nein, die Farbe schmeckt alles andere als gut.
Ich habe mich immer gefragt, wie es ist, unter Beschuss zu sein. Wie ist es? Hat man eine Chance? Kommt es wirklich auf die „militärische Ausbildung“ an? Oder ist es schlicht und ergreifend Glück, ob man getroffen wird oder nicht? Kann man sich so gut decken und dabei die Gegner auf Abstand halten, dass man nicht getroffen wird?
Nach dieser Erfahrung beim Paintball spielen, ist meine Einschätzung, dass eine solche Situation überhaupt nicht zu meistern ist. Sicherlich werden Dummköpfe schneller getroffen, aber wenn der Befehl kommt, dass du ein MG-Nest erstürmen sollst, kannst du noch so gut trainiert sein, du gehst trotzdem drauf. Du guckst einmal kurz aus der Deckung und du wirst erwischt. Wenn du aber nicht aus der Deckung heraus deinen „Feind“ angreifst oder einfach nur beobachtest, kannst du überrannt werden. Alles in allem ist es ziemlich wahrscheinlich, dass du dabei drauf gehst.
Warum wird Paintball eigentlich nicht bei der Bundeswehr als Simulation eingesetzt?
BTW: Ich finde die Bilder absolut grandios. Sie zeigen deutsche Soldaten im ersten Weltkrieg. Welch ein Humor in Angesicht dieser beschissenen Situationen. Sie konnten keinen Arm heben, wenn sie getroffen wurden. Auf sie hat man nicht mit Farbkugeln geschossen. Sie konnten nicht das Spielfeld verlassen, wenn sie aus der Puste waren.
Zum flickr Photostream von drakegoodman