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Das kleine 1×1 für Profs

Gerade ist mir ein Grundvorgehen aufgefallen, welches mir in meinem Studium immer wieder begegnet ist. Was tut Prof, wenn er keine Antwort auf die Frage eines Studenten hat?

  1. Lobe den Fragesteller für die Frage (ein bißchen Honig um den Bart geschmiert zu bekommen, mag jeder)
  2. Verkompliziere und formuliere die Frage um (es ist wichtig zu verkomplizieren, damit der Student verunsichert wird und vom eigentlichen Vorgang des Umformulierens abgelenkt wird. Die Frage muss so umformuliert werden, dass man als Prof die Antwort zumindest auf diese Frage weiß)
  3. Antworte auf deine eigene Frage
  4. Frage (scheineheilig), ob der Student mit der Antwort zufrieden ist (dieser Schritt ist wichtig, da der Student so unter Druck gesetzt wird und sofort Stellung (ohne Nachdenken zu können) beziehen muss. Zudem wird der Student durch die Verkomplizierung (siehe Schritt 2) kaum vor seinen Kommilitonen zugeben, dass er den Prof bereits vor 3 Minuten gedanklich verloren hat.)

Theorie zur theoretischen Lehrzielvermittlung

Informatik ist ein tolles Studienfach. Man sitzt nicht nur in der Mathe-Vorlesung und spekuliert, ob man den eben vermittelten Stoff mal abgesehen von der anstehenden Klausur je wieder brauchen wird. Man sitzt auch in anderen Vorlesungen und beschäftigt sich beispielsweise zwei Vorlesungen lang mit der Relationen-Algebra und für SQL wendet der Professor gerade mal 10 Minuten auf. Ja klar, Uni ist nicht FH und als Uni-Student mit einem neuen Anstrich von Ral Farben online bestellen beschäftigt man sich halt eben nicht mit SQL sondern dem wissenschaftlichen Modell.

Nun kommt es aber auch an der Uni vor, dass Beispiele angegeben werden, damit sich der Studierende einen zumindest ungefähren Eindruck davon machen kann, warum es gerade geht. Am Dienstag hatten wir als Thema deduktive Datenbanken. Was Datenbanken sind, erkläre ich nicht. Und deduktiv heißt lediglich, dass aufgrund von definierten Regeln neues Wissen aus den Einträgen einer Datenbank geschlossen werden kann. Das zuerst besprochene Beispiel kam aus einem Buch: Wenn Eltern über 50 Jahre alt sind, wenn sie ein Kind bekommen, sind es „alte Eltern“.

Nun sitzt du wahrscheinlich vorm PC und denkst „Schön, aber was hat das alles mit „Theorie zur theoretischen Lehrzielvermittlung“ zu tun und was zum Geier ist an so ’nem trockenen Scheiß witzig? – Nun, unserem Professor war dieses Beispiel wohl nicht ausreichend genug und so überlegte er sich schnell ein weiteres Beispiel.
Der Prof: „Also, nehmen wir mal an, wir speichern in unserer Datenbank alle Eltern mit Kindern… Wenn ein Kind stirbt, muss auch die Anzahl der Kinder dieser Eltern dekrementiert werden!“
Studenten: …“ist aber makaber“ … „hat er eben von sterbenden Kindern gesprochen?“… usw.
Der Prof: „… da vorne gibt’s eine Frage?“
Student: „Ja, ähhhm… Müsste die Anzahl der Kinder denn nicht gleich bleiben? Ein totes Kind ist doch trotzdem ein Kind der Eltern.“
Der Prof: „Ja, da haben sie natürlich Recht. Aber nehmen sie doch einfach an, dass es zusätzlich das Attribut „Anzahl lebender Kinder“ gibt…“

Nach dieser Vorlesung ist mir klar, warum es selten praxisnahe Beispiele in unseren Vorlesungen gibt: Die Veranstalter kennen einfach keine.

Der Beginn einer wunderbaren Freundschaft

Als Informatik-Student hat man es nicht einfach. Dienstags um 8 Uhr fängt die IMG3-Vorlesung (IMG = Informatik Mensch Gesellschaft) an mit dem Titel „Mensch-Computer-Interaktion“. 8 Uhr an der Uni zu sein, ist natürlich viel zu früh für einen Studenten… Möglicherweise hat mein überdurchschnittliches Fehlen bei dieser Veranstaltung aber auch mit dem Veranstalter etwas zu tun: Professor Habel hat mich schon in F1 regelmäßig in einen Beinahe-Schlafzustand versetzt. Damals redete ich mir ein, dass es am Stoff liegt, denn Formale Informatik ist trocken, wobei trocken noch untertrieben ist.

IMG3 ist eigentlich nicht trocken, zumindest finde ich es ganz interessant. Man lernt eine Menge darüber wie der Mensch funktioniert und wie eigentlich der Computer funktionieren müsste, damit alles noch besser funzt. Heute haben wir beispielsweise Gedächtnis-Experimente gemacht und ganz erstaunliche Sachen festgestellt. Um aber auf Professor Habel zurückzukommen: Er ist der Chiller vor dem Herren. Selbst die für mich interessanten Bereiche bringt er dermaßen trocken und mit solch einer gleichbleibenden Stimme rüber, dass es mich an mein Meditationslehrgang während des Zivildienstes erinnert, wo wir uns jeden Morgen um 7 Uhr vor dem Frühstück getroffen haben, um 20 Minuten lang zu meditieren. Ab sofort werde ich mich jeden Dienstag um 7 Uhr ausm Bett quälen, um diese spirituelle Meditationserfahrung während der Vorlesung zu machen. Anscheinend haben das auch einige meiner Kommilitonen gemerkt: So saß heute jemand vor mir, der sein Notebook dabei hatte, um die meditative Erfahrung durch Ambient-Musik zu steigern.

Da es hin und wieder vorkommt, dass ich im Bett liege und nicht einschlafen kann, werde ich die IMG3-Vorlesung ab sofort aufzeichnen, um mich nachts über MP3-Player in den Schlaf zu wiegen…