Reiche zur Uni

Letzte Nacht konnte ich nicht schlafen, zum einen weil ich heute mein Ergebnis für FGI 2 erfahren würde, wo ich ein miserables Gefühl hatte und zum anderen, weil morgens um 9 Uhr die Heizungsableser kommen sollten und ich dementsprechend früh ins Bett ging.

Ich dachte daran, dass ich eigentlich eine Zigarre zur FGI-Klausur hätte mitnehmen sollen. Nicht als Zeichen, dass man sich siegessicher ist, sondern weil man’s überstanden hat. Die Gedanken gingen weiter und ich dachte an die, in diesem Semester eingeführte, Semestergebühren, die erstmal „nur“ bei 500 EUR liegen, später aber noch erhöht werden sollen. Ich dachte daran, dass an der Uni nicht reiche Leute ausgebildet werden sollten, sondern schlaue. Und dass Semestergebühren genau das bewirken werden!

Eine überspitzte, humorvolle Darstellung dieses Umstandes durch mehrere Kurzfilme gingen mir durch den Kopf:

  1. Eine Limousine fährt direkt vor die Mensa. Der Chauffeur steigt aus, macht die Tür auf. Es steigt ein reicher Typ mit Nadelstreifenanzug, Goldkette, Rolex usw. mit zwei hinreißend aussehenden Damen aus. Auf dem kurzen Weg zum Eingang der Mensa, wirft er seine Zigarre weg, geht in die Mensa und will zu seinem Luxus-Dinner mit Kaviar unbedingt Schampus trinken. Er pöbelt die Mensa-Bediensteten an, weil kein Schampus vorhanden ist. Schnitt. Weiße Schrift auf schwarzem Grund: „Ist die Uni bereit?„. Neue Schrift: „Schampus gibt’s beim Weinkontor Hamburg für 200 EUR die Kiste.
  2. Ein Informationsfilm zum neuen Verfahren der Studienplatzvergabe. Über www.stebay.uni-hamburg.de wird jedes Semester die Rückmeldung geregelt. Hier können Studenten ihren Studienplatz ersteigern. Startwert: 500 EUR. Wer keinen Platz ersteigert, muss ein Semester aussetzen.
  3. Kurzfilm: „Hörsaal der Zukunft„. Handys klingeln. Sekretärinnen schreiben für die Studenten fleißig mit, während die Studenten „Kaufen! Kaufen!“ bzw. „Verkaufen! Verkaufen!“ in ihre Handys schreien. Schnitt: Wieder eine große weiße Schrift: „Bildung geht unter!
  4. Kurzfilm: „Chinesische Historiker im Jahr 2063„. Man sieht zwei ältere chinesische Historiker mit Pfeife im Sessel sitzen, die sich (wie könnte es auch anders sein) chinesisch unterhalten mit deutschem Untertitel. China ist führende Wirtschafts-, Kultur- und Militärmacht 2063. Die Historiker unterhalten sich über die Rückentwicklung Deutschlands. Man sieht verarmte deutsche Leute, leerstehende Fabriken in Deutschland und verdreckte Straßen. Ein Historiker fragt den anderen, welch einen Grund es für diese Entwicklung gibt. Als Antwort bekommt er „Bildung!„. „Wie Bildung?“ Nun, wenn man den Etat für Bildung kürzt und sogar dafür Geld verlangt studieren zu können, muss man sich nicht wundern, wenn das dabei heraus kommt… Bereits Kennedy hat gesagt: „Es gibt nur eine Sache auf der Welt die teurer ist als Bildung: Keine Bildung!“

Keine Ahnung, ob solche Filme, die bei youtube reingestellt werden könnten, etwas bringen. Finde ich aber immer noch besser als inszenierte Kämpfe während Vorlesungen zwischen Anti-Studiengebühren-Demonstranten und Pro-Studiengebühren-Demonstranten bzw. bestreikte Hörsäle. Ich glaube, damit bewirkt man mehr Aufmerksamkeit!

Allgemein zum Thema „Studiengebühren“ will ich auch noch ein paar Sätze los werden: Die Politiker rühmen sich gerade damit, neue Kindergartenplätze und mehr Geld für Schulen auszugeben. Dass die Bildung aber nach der Schule nicht aufhört, sondern man „lebenslang Lernen“ muss, scheinen sie zu vergessen.
Ebenso, dass 500 EUR pro Semester nicht nur abschreckend wirken, sondern auch ein finanzielles Risiko für den Studenten bedeutet. Wer stellt denn sicher, dass jeder Student auch einen gut bezahlten Arbeitsplatz bekommt, mit dem er die (gehen wir mal von 10 Semestern aus) 5000 EUR abbezahlen kann?
Schon ohne Studiengebühren ist das Studieren teuer genug. Meine Mutter sagt mir immer, dass studieren doch ziemlich stressfrei sei. Ich widerspreche ihr eindeutig: „Jeden Monat liege ich euch mit mehreren hundert Euro auf der Tasche. Wenn ich eine Klausur in einem Semester nicht schaffe, muss ich meistens, da Informatik ein kleiner Studiengang an der Uni Hamburg ist, zwei Semester warten. Das heißt: Ich muss die Prüfungen schaffen! Wenn das kein Stress ist, weiß ich auch nicht. Ich würde mir auch gerne andere Vorlesungen anhören, bspw. Geschichte, aber wenn ich das tun würde, würde ich mein Informatik-Studium nicht schaffen…“

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