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Einstieg in Ruby on Rails

Aufgrund meines Jobs habe ich mich den letzten Monat mit Ruby on Rails beschäftigt und die ersten Funktionen in einer RoR-Anwendung ergänzt. Auch wenn ich seit Jahren PHP-Anwendungen schreibe und bereits Erfahrungen mit PHP-Frameworks gesammelt habe, ist dieses Wissen nur begrenzt für die Ruby on Rails-Entwickung von Nutzen. Warum?

Ruby

Ruby hat eine andere Syntax… Zugegeben: eine schönere und besser lesbare Syntax als PHP. Was ich z.B. sehr schön finde, ist folgender Code:
[code lang=’Ruby‘]puts i if i > 0[/code]
Wenn i größer als 0 ist, wird i ausgegeben. Ganz einfach, in einer Zeile, ohne geschweifte Klammern, auf den Punkt.

Natürlich findet man viele Gemeinsamkeiten in Ruby und PHP. Wäre ja komisch, wenn Ruby ohne Arrays und Objekte auskäme.
Der Ruby-Code ist deutlich besser lesbar, da z.B. bei Code-Blöcken mit Texteinrückungen gearbeitet wird, anstatt geschweifte Klammern zu verwenden, die dadurch obsolet werden.

Natürlich sollte als erstes Ruby gelernt werden und erst dann Rails. Für den Ruby-Einstieg eignet sich dieses interaktive TryRuby-Tutorial.

Rails

Rails-Anwendungen werden auf einer ganz anderen Abstraktionsebene programmiert als PHP-Anwendungen. Die zwei Grundsätze von RoR sind

  • Don’t Repeat Yourself
  • Convention over Configuration

Die Vorteile dieser Grundsätze sind

  1. Weniger Code
  2. Schnellere Entwicklung
  3. Konzentration auf die Webanwendung (anstatt sich mit Konfigurationen oder DB-Design zu beschäftigen)

Es muss also attestiert werden, dass Rails einem sehr viel Arbeit abnimmt. Man kann sich über die Rails-Konsole sogar einfache, funktionierende Grundgerüste (Scaffolds) der Webanwendung erstellen lassen, ohne auch nur eine Zeile Code schreiben zu müssen.

Dank den RubyGems können zusätzliche Erweiterungspakete in die Anwendung integriert werden, die die Funktionalität von Ruby on Rails ergänzen. Nested_form zur einfachen Handhabung mehrerer Modelle in einem Formular.
Oder einfache Suchfunktionalitäten mit meta_search gefällig? Welche Schritte sind in PHP notwendig, um eine Suche zu implementieren: Formular bauen, eingegebene Daten prüfen, säubern, übernehmen und eine SQL-Abfrage daraus bauen. Richtig? Mit meta_search benötigst du in RoR gerade mal neun popelige Zeilen Code, um in Artikeln nach Titeln zu suchen:
Im Controller der Artikel müssen die Suchparameter entgegen genommen werden (4 Zeilen):
[code lang=’ruby‘]def index
@search = Article.search(params[:search])
@articles = @search.all # lade alle Einträge
end[/code]

Und im Formular wird die Suche definiert (5 Zeilen):
[code lang=’ruby‘]<%= form_for @search do |f| %>
<%= f.label :title_contains %>
<%= f.text_field :title_contains %>
<%= f.submit %>
<% end %>[/code]
wobei title das zu durchsuchende Feld in der Datenbank ist und _contains gibt an, dass der Suchparameter als Teilstring verwendet wird. Jeder Programmierer wird angesichts dieser wenigen Code-Zeilen mit der Zunge schnalzen, denn viel produktiver kann wohl nicht programmiert werden.

Aber dieser hohe Abstraktionsgrad hat auch seine Nachteile: Was tun, wenn die Suche nicht das tut, was man erwartet? Welche Optionen stehen einem zur Verfügung? Wie richtet man eigene Suchmethoden ein? Wie sieht’s mit Sicherheitslücken aus? Welche Variablen und Funktionen stehen zur Verfügung? Welche Abhängigkeiten bestehen?
Wie bei allen Frameworks begibt man sich in eine neue Umgebung, die man erst erkunden muss. Man muss sich auf Rails voll einlassen und sollte die Art und Weise von Rails akzeptieren. Die Herangehensweise „in PHP habe ich das so implementiert, wie setze ich das jetzt 1:1 in RoR um„, ist zum Scheitern verurteilt. Dazu hat Rails zu viele Konventionen, die man kennen und benutzen sollte, weil sie einem das Leben leichter machen.

Ich habe für mich festgestellt, dass das pure Einlesen in die Rails-Materie relativ wenig bringt. Besser sind Tutorials, in denen man aktiv werden muss. Ein gutes, witzig gemachtes und kostenloses Tutorial ist Rails for Zombies. Den kostenpflichtigen Fortsetzungsteil namens Rails for Zombies 2 von der Code School kann ich ebenfalls nur empfehlen.

Fazit

Auf der Ruby on Rails-Seite prangt folgendes Zitat von Tim O’Reilly:

Ruby on Rails is a breakthrough in lowering the barriers of entry to programming. Powerful web applications that formerly might have taken weeks or months to develop can be produced in a matter of days.

Ein schönes Schlussfazit. Ich würde allerdings nicht sagen, dass es die Einstiegsbarrieren für die Programmierung senkt. RoR ist in meinen Augen kein Anfänger-Framework. Natürlich kümmert Rails sich um viele Aspekte, aber ich halte es gerade bei Anfängern für wichtig, dass sie die zugrunde liegenden Mechanismen verstehen. Und das ist bei all der „Rails-Magie“ nicht möglich.