Gestern geschrieben, heute online gesetzt:
Ich habe mir gestern den Thunderbird installiert… „Schön Open-Source„, sagt ihr? Ich sage: „Nomen est Omen!„
Denn kurze Zeit später zog ein schönes Gewitter auf. Es kam ganz langsam und als die ersten Regentropfen fielen, hab ich mich mit meinen Eltern ins Auto gesetzt, um ein bisschen durch den Regen zu fahren. Der Regen wurde so schlimm, dass man selbst bei 30 km/h nichts mehr sehen konnte. Diese erste „Gewitterwelle“ war nach 5 Minuten vorbei. Wir fuhren nach Ottersberg, wo wir uns ein Eis genehmigten.
Als wir wieder zu Hause waren, setzte die zweite Gewitterwelle ein. Zuerst regnete es stark, dann ebbte es ab und dafür setzten Blitz und Donner ein.
Meiner Meinung nach gibt es drei Arten von Donner:
- der basslastige Grummel-Donner, der sich wie ein hungriger Magen anhört (etwa 10-30 km entfernt)
- der spaltende Donner, bei dem sich ein krachendes hohes Geräusch mit untermischt (etwa 2 – 9 km entfernt)
- der Ziiieeennn-Donner, bei dem jegliches Grummeln fehlt und wo man senkrecht im Bett steht, sollte man gerade geschlafen haben (weniger als 1 km entfernt)
Wir hatten bei der gestrigen zweiten Gewitterwelle etliche Donner der 1. und 2. Kategorie und gleich drei Donner, der Ziiieeennn-Kategorie, was einen absoluten Rekord darstellt, weil ich noch nie ein solches Gewitter erlebt habe.
Der heftigste Blitz ist 40m vom Haus entfernt eingeschlagen. In diesem Moment saß ich am Fenster und beobachtete das Unwetter. Plötzlich wurde es hell, gleichzeitig ein Geräusch, dass durch Mark und Bein ging und einem im selben Moment aus Reflex nur ein „Wow!“ äußern lässt. Danach piepte der Kühlschrank, der Strom war weg. Wir gingen zum Stromkasten, wo die Hauptsicherung rausgeflogen war, aber es brachte nichts sie wieder rein zu drehen. Man ging ans Fenster und schaute, ob die Nachbarn noch Strom haben… Offensichtlich nicht… Zur Überprüfung riefen wir unsere Nachbarin über Handy an. Die Nachbarin war zu diesem Zeitpunkt nicht zu Hause, sondern im nicht am Stromnetz angeschlossenen Pferdestall, wo sie vom Gewitter überrascht wurde. Sie wisse nicht, ob sie Strom im Haus hat…
Erst als meine Mutter das Telefonbuch (ja, altmodisch) zurück in den Schrank legte, fiel ihr auf, dass der Splitter unserer Telefonanlage von der Wand geflogen war und aufgesprengt auf dem Boden lag. Der Blitz war also durch das Telefonkabel ins Haus gekommen.
Die zweite Gewitterwelle beruhigte sich. Vorsichtig öffneten wir die Tür zur Straße. In diesem Moment gingen die Sirenen. Es regnete noch leicht und nach kurzer Beobachtung des Himmels, stellte sich heraus, dass wir nun zwischen der zweiten und dritten Gewitterfront lagen. Auf beiden Seiten blitze es heftigst in weiter Entfernung. An diesem Abend sah ich Blitze, die ich in dieser Form bis jetzt noch nicht gesehen habe – riesige Blitze, die quer und sich verteilend über den gesamten Himmel zuckten.
Wir stellten uns auf die Straße und innerhalb weniger Minuten hatte sich das ganze Dorf zusammengefunden, um über das Unwetter und diesen einen Blitz zu sprechen. Es stellte sich heraus, dass nicht das komplette Dorf ohne Strom war und bei unseren Nachbarn war es sehr kurios, denn dort hatte nur ein Teil des Hauses Strom. Das Telefon ging bei analogen Anschlüssen, jedoch waren wir die einzigen im Ort, deren Splitter sich zerlegt hatte.
An der Stelle, wo der Blitz eingeschlagen war (es hatte eine Eiche an der Straße erwischt, wo in unmittelbarer Nähe das Telefonkabel verläuft) hatten sich Blaulicht, mehrere Autos, Trecker und mein Cousin mit einer Kettensäge versammelt. Das konnte man aus 40m sehen bzw. meinen Cousin hören, der hin und wieder „Vorsicht!“ oder „Ja, zieht!“ von sich gab.
Als sich die arbeitsame Lage dort legte und man Gelächter hörte (wohl wegen der Freude über einen Einsatz der hiesigen Freiwilligen Feuerwehr), gingen wir dorthin. Es stellte sich heraus, dass die Krone der Eiche auf die Straße gekracht war, wo in jenem Augenblick ein Auto lang fuhr. Den Insassen ist nichts passiert. Mein Nachbar, der nur 15m von der Einschlagstelle wohnt, sagte, dass sich die Äste und abgebrochene Krone 7m auf der Straße getürmt hätten. Das halte ich für Anglerlatein, weil der Baum noch nicht mal 7m hoch ist, aber ich habe ja auch von riesigen Blitzen quer zuckend über den gesamten Himmel gesprochen…
Interessant an diesem Abend fand ich wie die Leute drauf waren – geradezu euphorisch wurde sich unterhalten, über jeden Witz wurde gelacht. Eine Stimmung wohl daraus resultierend, dass die Anspannung durch das Gewitter abebbte…
Der Stand der Dinge ist: Die dritte Gewitterfront erreichte uns gegen 2:30 Uhr in sehr abgeschwächter Form. Es hat 30l/m2 in dieser Nacht geregnet. Den Strom haben wir seit heute morgen wieder. Das Telefon geht nicht, obwohl ich den Splitter ausgetauscht habe…