Letztes Wochenende fand das Nova Rock in Österreich statt. Mit seinen 150.000 Besuchern gehört es zu einem der größten Festivals Europas mit solch illustren Bands wie Metallica, Limp Bizkit, Placebo, Toten Hosen, Machine Head, Faith No More, um nur einige zu nennen. Veranstaltet wird das Festival in Nickelsdorf, ganz in der Nähe von Bratislava, was konkret für die Anreise folgendes für mich bedeutet:
- Mittwoch Abend: Start in Hamburg mit dem Bus nach Berlin.
- Donnerstag Morgen 9 Uhr: Mit ’nem uralt Opel und drei anderen Leuten von Berlin aus gestartet
- Donnerstag 12:30 Uhr: Prag (oder auf tschechisch auch Praha, woraufhin ein Mitfahrer ernsthaft meinte: „Praha? Ich dachte wir wollten nach Prag! Ist Prag weit von Praha entfernt?“)
- Donnerstag 14:30 Uhr: Brno – Wie wird das ausgesprochen?
- Donnerstag 16:30 Uhr: Bratislava – Die Hauptstadt der Slowakei
- Donnerstag 17:30 Uhr: Wir kommen an. Denken beim Durchfahren durch Nickelsdorf: „Mensch ist ja leer, die reisen bestimmt alle morgen erst an.“ Pustekuchen! Zeltplatz ist fast voll.
Und ein voller Zeltplatz bedeutet, dass man weeeeiiiiittt, gggaaaaannnnzzz weeeeeiiiittt schleppen muss. Hin und zurück ist man über eine Stunde unterwegs, obwohl man schnell durch die Einlasskontrollen durch ist. Auf der ersten Schlepptour nehme ich den Pavillon, einen Rucksack und ein Zelt. Am Eingang bindet mir ein nettes Mädel das Band um und sagt ziemlich akzentfrei: „Du kommst nicht aus Österreich, oder?“ „Nee… Ich komme aus Hamburg.“ Sie: „Ahh, ich komme aus Hannover.“ Die Welt ist klein.
Auf der zweiten Tour nehme ich meinen Trolley, abgefüllten Alkohol, 6 Flaschen Cola, Klappstühle, ein Träger mit 10 x 1l O-Saft und irgendwann kann ich kaum noch. Aber egal, gleich gibts ein kühles Bier, die Beine werden hoch gelegt und alles ist wieder gut. Aber FUCK, das Zelt muss noch aufgebaut werden und es stellte sich als nahezu unmöglich heraus, denn der Boden ist steinhart und die Heringe sind mit bloßer Hand nicht in den Boden zu kriegen. Natürlich hat niemand einen Hammer dabei, also besinnt man sich auf die gute alte Steinzeit zurück und bekommt so das Zelt halbwegs befestigt.
Dass Glasflaschen mittlerweile auf fast allen größeren Festivals verboten sind, weiß man, aber die NovaRock-Jungs haben sich noch etwas Nettes ausgedacht, um den Verkauf der Stände anzukurbeln: Jegliches Feuer (auch Grillen) ist auf dem Zeltplatz verboten. Dafür gibt es „ausreichend“ Grillstationen, wobei man sich bei 150.000 Besuchern fragt, wie viele Grills bereit gehalten werden müssen. Nun ja, es waren nicht viele Grills und diese wenigen wurden auch kaum genutzt. Stattdessen schaufelte man sich Hot-Dogs, Thai-Fraß, Schnitzelburger etc. für die üblichen Festivalpreise und -größen rein. Positiv muss man aber festhalten, dass auf dem Campingplatz 0,5l Bier für 1 EUR verkauft wurde – das führte zu deutlich weniger Gepäck: ich erinnere an ein Hurricane-Festival, wo wir keinen Bock mehr darauf hatten, die Bierfässer zum Zelt zu tragen und kuzerhand direkt am Auto das 5l-Fass leerten.
Der Anreisetag war zwar anstrengend, dafür wurde aber auch ordentlich gefeiert. Schnell gesellten sich 2 Österreicher zu uns, die wir kaum verstanden, aber ganz nett waren. Bei einem Gang zum Zaun standen dort eine ziemlich allein gelassene Gruppe von 6 Leuten, die wohl gerade angekommen sind und nicht wußten, wo sie zelten sollten. Schnell stellte sich heraus, dass es Neuseeländer waren, die mit dem Flugzeug aus London angekommen waren. Gastfreundlich wie wir nunmal sind, haben wir sie auf ein Bier in unser Pavillon eingeladen. Als es schon hell war und die Palette Ottarocker leer, gingen wir schlafen.
Sich so zu besaufen, stellte sich spätestens am nächsten Morgen als fatal heraus: Das Zelt war bereits um 8 Uhr kochend heiß, man hatte einen dementsprechenden Schädel und nur 3 Stunden Schlaf ist auch alles andere als ausgiebig. Die Temperaturen stiegen schnell auf über 30°, der Gang zum Auto war ein Matyrium und man wollte nur im Schatten sitzen. Trotzdem gingen wir zu folgenden Bands:
- Drumatical Theatre (absolut sehenswerte Stomp-like Percussion-Gruppe)
- Sonic Syndicate
- Caliban
- Black Stone Cherry
- Disturbed
- Faith No More
- Metallica
Faith No More enttäuschten. Entweder sie waren auf Drogen oder sie waren auf Drogen, also so einen Sh*t habe ich das letzte Mal beim Flair von Adam Green gesehen.. Bei Metallica fing’s derbst an zu regnen, so dass wir nach ’ner halben Stunde vor der Wahl standen entweder Metallica sehen und morgen sterben oder ins Zelt gehen und an den weiteren 2 Tagen das Festival genießen zu können. Wir wählten die 2. Option, denn am Zelt konnten wir Metallica auch noch lauschen und das war sehr genial.
Der nächste Tag stand im Zeichen des Matsches. Im Zelt war es kalt, es tropfte unentwegt aufs Zelt, ich fühlte mich krank und als Sebastian gegen 10:30 Uhr meinte: „Hey. Wir wollen los und im Outlet Store einkaufen, willst du mit?“ Blieb ich liegen. Ich schlief bis 14 Uhr, es regnete immer noch und ich quälte mich aus dem Zelt untern Pavillon. Dort erzählte man mir, dass sie mit dem Auto nicht vom Parkplatz gekommen sind „Scheiß Heckantrieb!“ und sich stattdessen das Wetter schön saufen wollen, wo man natürlich nicht nein sagen kann. Wir zogen Müllsäcke an und gingen zur Bühne, was nicht so einfach war: Schlamm, Löcher, Besoffene, die einen zum Schlammcatchen aufforderten, es war rutschig und es regnete bis etwa 16 Uhr von oben… Die Bands gaben ihr bestes, um die gedrückte Stimmung zu heben, bei einigen klappte es, bei anderen nicht:
- All That Remains
- Monster Magnet
- Killswitch Engage
- Chickenfoot (die Supergroup mit den Ex-Van-Halen-Mitgliedern Sammy Hagar und Michael Anthony, dem Gitarristen Joe Satriani und dem Schlagzeuger Chad Smith [Red Hot Chili Peppers])
- In Extremo
- Placebo
Mich persönlich enttäuschte In Extremo. Sie hatten zwar eine gute Bühnenshow mit Feuerfontänen etc., aber ihre Lieder hörten sich alle gleich an und ich hatte das Gefühl, sie würden’s einfach nur runterspielen.
Am Sonntag war der meiste Schlamm wieder weg getrocknet; man konnte sich auf dem Festivalgelänge sogar wieder auf den Boden setzen, was wir auch bei den ersten Bands ausgiebig taten:
- 3 Feet Smaller
- Duff Mc Kagan’s Loaded (hatten einige nette Coversongs im Gepäck: Let me be your dog, Highway Star oder Wild Horses)
- Less Than Jake
- Madsen
- Static-X
- Guano Apes
- Limp Bizkit
- Die Toten Hosen
Bei Guano Apes waren wir sehr weit vorne, aber es kam leider keine wirkliche Stimmung auf. Die Band gab sich zwar Mühe, aber die meisten Festivalbesucher waren nach 3 Tagen wohl einfach zu ausgelaugt. Limp Bizkit dagegen rockten mich nochmal richtig und ich wunderte mich, dass ich am 3. Tag trotz Blasen an den Füßen noch so tanzen konnte. Bei den Toten Hosen war dann endgültig die Luft bei uns raus. Wir gingen zurück und packten uns ins Zelt. Die Nacht war extrem kalt und windig. Im Nachbarzelt waren Schotten, die gnadenlos schnarchten, ein Verrückter schrie nachts aufm Zeltplatz herum, dass ein Guitar-Hero ihn retten solle, verlassene Zelte flogen herum und selbst unterm Schlafsack fror man sich die Kl*ten ab.
Am nächsten Tag räumten wir alles zusammen, trugen den Scheiß zurück zum Auto und starteten über Österreich, Slowakei und Tschechien gen Heimat. Das Fazit ist positiv, auch wenn die weite An- und Abreise, die langen Wege auf dem Festival und die teilweise doch sehr harten und nicht meinem Geschmack entsprechenden Bands dagegen sprechen. Aber das wusste ich ja alles vorher und ich tat es trotzdem, weil man Feste so feiern sollte, wie sie fallen ;o)