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Religion vs Wissenschaft (I)

Es ist schon ein paar Monate her, dass mich auf der Grindelallee in Hamburg ein freundlicher Typ angequatscht hat und mit mir über Gott und die Welt sprechen wollte. Da die Uni nur einen Katzensprung entfernt ist, war sein Gesprächsstoff wissenschaftlich angehaucht. Er fragte mich, ob ich glaube, dass in der Bibel steht, dass die Welt eine Scheibe sei. Ich sagte, dass das zumindest lange von der Kirche propagiert wurde. Er meinte dann, dass das ein deutlicher Übersätzungsfehler sei, denn auf hebräisch bedeutet das Wort, dass die Erde beschreibt, wohl auch so etwas wie rund. Zur visuellen Unterstützung hatte er ein Foto der Erde aus dem Weltall, auf dem die Erde rund aussah… Welch ein Wunder! Er drückte mir seinen Wachturm in die Hand, schrieb seine Telefonnummer rauf, meinte dann „Ach, da ist ja meine Frau…“ und war weg. Zuvor hatte ich ihm noch den Film „Dogma“ empfohlen und er müsse ihn sich angucken, weil u.a. Gott, Metatron und der jüngste Nachfahre von Jesus mitspielen. Also: Starbesetzung! Übrigens empfehle ich diesen Film auch allen Nicht-Zeugen: Ein lustiger Film mit Botschaft.

Als der Zeuge weg war, überlegte ich noch kurz, warum ich ihn nicht gefragt habe, ob es richtig ist, Menschen sterben zu lassen, auch wenn man ihnen helfen kann, nur weil’s vor tausenden Jahren irgendwer in ein Buch (Bibel) geschrieben hat. Ich zweifel nämlich daran, dass der Schreiber vor 2000 Jahren schon die Möglichkeit der Bluttransfusion in Betracht zog. Sicherlich – hätte Gott die Bibel geschrieben, hätte er gewußt, dass irgendwann die Bluttransfusion als Heilmittel genutzt wird – das Problem ist nur, dass Gott die Bibel nicht geschrieben hat, sondern Leute, die glaubten, dass Gott zu ihnen sprach… man muss eingestehen, dass Gott auf den redaktionellen Teil keinen wirklich großen Einfluß gehabt haben kann.

Äußerst abstrus finde ich die derzeitige vor allem in den USA stattfinde Auseinandersetzung zwischen Darwinisten und Kreationisten. Zur Evolutionstheorie gibt es massig Beweise und bis dato keine Gegenbeweise, von daher sollte man denken, dass diese wissenschaftliche Theorie zu Recht in der Schule gelehrt wird. In Teilen des fundamental-christlich angehauchten Amerikas allerdings, wird neben Darwin auch der kreationistische Ansatz gelehrt. Nämlich, dass es einen großen Designer (= Schöpfer) gibt, der all die vielen Arten und Menschen erschaffen hat.

„Jaaa, neee is‘ klar!“ dachte sich wohl auch der Physiker Bobby Henderson. Er nahm’s mit Humor und gründete seine eigene Religion. Die Anhänger nennen sich Pastafarians, denn Gott ist ein großes, fliegendes Nudelmonster, das alles erschaffen hat. Der Glaubensgründer verspricht auch einen viel schöneren Himmel, denn dort gibt es einen Bier-Vulkan und eine Stripper-Fabrik. Außerdem ist jeder Freitag ein religiöser Feiertag der Pastafarians, was zur Folge hat, dass man dann nicht arbeiten kann, weil die freie Ausübung der Religion ja ein Grundrecht in den USA ist. Um die Kreationisten aber zur Weißglut zu bringen, haben die Pastafarians ein Preisgeld über 1 Mio $ für denjenigen ausgesetzt, der empirisch schlüssig beweisen kann, dass Jesus Christus nicht der Sohn eines fliegenden Spaghetti-Monsters ist. Nun wollen die Pastafarians in Kansas erreichen, dass neben Darwin und den Kreationisten, im Biologie-Unterricht auch gelehrt wird, dass ein großes Nudelmonster die Welt erschaffen hat. Die Schulbehörde hat den Gründer Bobby Henderson wohl schon zu einer Debatte eingeladen…
In einer E-Mail an seine Unterstützer erklärte Henderson, dass er prinzipiell nichts gegen Religion oder sogar gegen „intelligent design“ habe, nur im wissenschaftlichen Unterricht habe so etwas nichts zu suchen. „Dogmen, und ich meine nicht nur religiöse, zerstören die Welt und machen uns alle dümmer“, schrieb Henderson.

Gott ist ein Nudelmonster – Artikel